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GEMEINDE HAIMING

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Pozuzo

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Bürgermeister Jose´Müller-Randolf ist tot.

Tief erschüttert haben wir die Nachricht vom plötzlichen Tod des Bürgermeisters von Pozuzo und seiner Tochter Monica aufgenommen. Seine Freunde in Tirol, insbesondere aus den Partnergemeinden Silz und Haiming und von der ARGE Pozuzo mit den Vereinen "Freundeskreis für Pozuzo" und "Gesundheit für Pozuzo" trauern um den schweren Verlust.

Der Trauergottesdienst findet am Samstag, 24. November um 19 Uhr in der Pfarrkirche in Silz statt. Kirchenchor und Musikkapelle Silz werden den Gottesdienst mitgestalten.

In Verbindung mit dem Gottesdienst wird auch ein Trauerakt abgehalten. Zu diesem Gedenken an den unermüdlichen aktiven Bürgermeister von Pozuzo bitten um Teilnahme:

Für die Gemeinde Silz
Für die Gemeinde Haiming
Bürgermeister Arnold Hirn
Bürgermeister Josef Leitner
Für den Freundeskreis für Pozuzo
Für den Verein Gesundheit für Pozuzo
Obmann Dkfm. Edi Förg
Obmann Raimund Lob
LH Wendelin Weingartner
LH a.D. Dr. Alois Partl
Bürgermeister DDr. Herwig von Staa
(TT vom 20.11.01)"Trauer in der Tiroler Auswandergemeinde Pozuzo sowie in den Partnergemeinden Silz und Haiming. Bürgermeister Josef Müller kam bei einem Unfall ums Leben. Müller war vergangenen Freitag auf der Heimreise von der peruanischen Hauptstadt Lima ins 400 Kilometer entfernte Pozuzo, als sich der tragische Unfall ereignete. Mit ihm starb auch seine erste 17-jährige Tochter Monica. Müller stand seit 1995 an der Spitze der 8000 Einwohner zählenden Gemeinde, die 1859 von Tiroler und Reinländer Auswanderern gegründet worden war. Sein Ableben hat auch in Silz und Haiming große Betroffenheit ausgelöst, war Müller doch das wichtigste Bindeglied zwischen den Partnergemeinden, dem Freundeskreis für Pozuzo und dem Verein Gesundheit für Pozuzo. Überdies weilte Müller 1997 mehrere Wochen in Tirol und hat hier viele Freunde gewonnen, die nun mit seiner Familie um ihn und seine Tochter trauern"

POZUZO GESTERN und HEUTE

Ansichtskarte Pozuzo

Einige Daten zu Pozuzo:

Der Bezirk Pozuzo liegt am Osthang der Anden auf ca. 800 m, hat etwa 8000 Einwohner mit 58 kleinen Ortsteilen und ist etwas größer als Osttirol. Mitten in diesem Bezirk liegt das Dorf Pozuzo mit etwa 400 Einwohnern. Die entlegenen Höfe und Ortsteile sind meist nur über einen Fußpfad mit Maultieren oder außerhalb der Regenzeit auch mit dem Motorrad erreichbar. Landschaftlich ist es ähnlich wie bei uns, aufgrund des wärmeren Klimas findet man jedoch nur Tropenwälder vor. Die Bevölkerung, bestehend aus Indios und den Kolonisten, lebt fast ausschließlich von Landwirtschaft und Viehzucht. Für Äpfel ist es zu warm, dafür gedeihen auf den fruchtbaren Böden alle Südfrüchte wie Bananen, Orangen etc. bestens. Der derzeitige Pozuzo-Bürgermeister Josef Müller-Randolf stammt namentlich zur Hälfte aus Haiming. Der Name Randolf findet sich zwar heute in Silz, scheint jedoch zur Zeit der Auswanderung nur in Haiming auf.

>Auszeichnung für die Tiroler Delegation: Peter Zoller, Edi Förg, Arnold Hirn und Rudi Heinz Ein Haiminger (Peter Zoller) und drei Silzer (Peter Föger, Bgm., Arnold Hirn, Rudi Heinz) mit den Schönsten Pozuzos, der Miss Pozuzo und der Miss Tourismo Mehrere Wochen lang besuchte Bgm. Josef Müller die Heimat seiner Vorfahren. Auch in Haiming wurde Bgm. Müller mehrmals gesehen. So auch beim Fest zur Einweihung des neuen Mannschaftstransportwagens der FFW Haiming. Hier mit Bgm. Hirn und Edi Perwög.

Tirol 1857:

Trotz Pest und Krieg hat sich die Bevölkerung Tirols zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert mehr als verdoppelt. Im Tiroler Oberland war zu jener Zeit die sogenannte Güterteilung die Praxis, d.h. jedes Kind erhält einen Erbteil vom elterlichen Hof. Dadurch wurden die Hofeinheiten derart zersplittert, daß sie schon nach wenigen Generationen eine Familie nicht mehr ernähren konnten. So verschickten die kinderreichen Familen ihre zehn- bis fünfzehnjährigen Knaben als Hüterbuben um Martini (11. November) nach Schwaben, wo sie neu eingekleidet wurden und mit 3-4 Gulden Lohn in der Tasche wieder zurückkehrten. Junge, arbeitswillige aber mittellose Paare durften zu jener Zeit gesetzlich nicht heiraten, wenn der eigene Boden die Familie nicht ernähren konnte. Die damals sehr angesehene „Volks- und Schützenzeitung“ griff die ernste Situation auf und bewog die verarmten Kleinbauern zu einer Emigration nach Südamerika. Der deutsche Forscher und Weltreisende Damian Freiherr von Schütz-Holzhausen kannte Südamerika, insbesondere Peru und erhielt von der peruanischen Regierung den Auftrag, arbeitstüchtige, gute katholische Deutsche und Tiroler nach Peru zu ihrer „neuen Heimat“ hin zu begleiten. Besonders die Tiroler wurden damals in bezug auf „Ausdauer und Sittlichkeit“ allen anderen bevorzugt. Den Kolonisten (Ansiedlern) wurde freie Reise von Antwerpen bis zur Kolonie Pozuzo versprochen, weiters für jeden 100 Morgen kulturfähiges Land als Eigentum und Lebensmittel bis zur ersten Ernte. Etwa 180 Tiroler, hauptsächlich aus dem Bezirksgerichten Silz, Mieders und Steinach trafen sich am 16. März 1857 auf dem Silzer Dorfplatz, um mit Pfarrer Josef Egg aus Wald/Pitztal in die neue Heimat aufzubrechen. Unter den Auswanderern befanden sich auch Haiminger mit den Namen Witting, Randolf, Strigl, Raffl und Schöpf. Die Leute standen Kopf an Kopf gedrängt zur Verabschiedung, vielfach hörte man lautes Weinen. Der erst 37jährige „Missionar“ Josef Egg hatte die Herzen aufgewühlt, wenn er bei der Predigt in die Menge rief: „Nicht ihr, sondern Tirol sollte weinen, daß es seine Söhne und Töchter nicht ernähren kann und sie ziehen lassen muß“. Daß die Auswanderer in den folgenden Jahren nicht der Mut verließ, verdankten sie großteils ihrem tapferen, frommen Pfarrer, der Priestertum und die Rolle eines weltlichen Anführers und Heilpraktikers in idealer Weise in sich vereinigte. Am 30. März 1857 wurden in Antwerpen die Anker gelichtet. Inzwischen hatte sich die Zahl der Auswanderer mit den Deutschen aus Rhein und Mosel auf ca. 300 Personen erhöht. 21 Paare aus Tirol wurden vor der Abfahrt an Bord des Schiffes „Norton“ getraut. Die nun folgende 4-monatige Schiffsreise um das Kap Horn zehrte an der Gesundheit und dem Mut der einfachen Bergmenschen, aber mit der Kraft der Verzweiflung hofften sie auf das Land in Peru. Doch sie wurden bitter enttäuscht. Sie mußten in Huacho, damals ein kleiner schmutziger Hafen nördlich von Lima, an Land gehen. Freiherr von Schütz-Holzhausen war vorausgereist und empfing nun die erschöpften Auswanderer. Leider hatte er eine schlechte Nachricht zu verkünden und war zutiefst betroffen und ratlos. Die Regierung von Peru hatte sich nämlich verpflichtet, eine Straße nach Pozuzo zu bauen, während der Freiherr in Tirol und Deutschland Leute anwerben sollte. Mit dem Straßenbau war aber überhaupt noch nicht begonnen worden. Ein gewissenloser Beamter hatte das für den Straßenbau vorgesehene Geld veruntreut und für eine im Süden des Landes ausgebrochene Revolution verwendet. Wie sollten die Menschen nun jemals Pozuzo erreichen? Die öden, kalten Hochflächen der Sierra, die Anden mit dem 4843 hohen Ticlio-Paß und der Urwalddschungel an den Ostabhängen der Anden waren zu überwinden. Die Männer allein hätten sich wohl durchgeschlagen, aber was war mit den Frauen, Kindern und dem mitgebrachten schweren Hausrat? Die Auswanderer zeigten nun, daß sie aus rechtem Holz geschnitzt waren. Sie beschlossen, die Straße selbst zu bauen. Der Marsch über die Anden begann. Unvorstellbare Strapazen, die man nur ermessen kann, wenn man das Land kennt, nahmen die Menschen auf sich. Die Kälte und die dünne Luft des Hochlandes zehrte an ihren Reserven, oftmals litten sie Hunger. Im unwegsamen Dschungel leisteten die Bauern fast Übermenschliches. Finstere Laubdächer, weit ausladende Fächerpalmen, tausendjährige Baumriesen mit Schlingpflanzen und Lianen, Sümpfe, wucherndes Unterholz und überall Gefahren - das war der Weg nach Pozuzo. Viele Leute, meist Unverheiratete, verließen die Gruppe unterwegs, sie waren den Entbehrungen nicht gewachsen. Andere starben, wieder andere riß ein Hochwasser mit sich. Nur der unermüdliche Einsatz des Geistlichen Josef Egg verhinderte ein gänzliches Auseinanderfallen der Gruppe. Er arbeitete beim Wegbau immer an der Spitze mit, hungerte mit ihnen und wußte stets die richtigen Worte für seine Bauern zu finden. Nach zwei Jahren härtester Prüfungen erreichten noch 165 Leute am 25. Juli 1859 die „Colonia de Rio Huancabamba“, wie Pozuzo zunächst offiziell hieß. Sie waren nun wohl am Ziel, doch sie standen mitten im Urwald. Die wenigen Indios, die in der Gegend wohnten, konnten selbst nur wenig entbehren. Das Land wurde nun verteilt, die Bauern rodeten den Wald und bauten Häuser. Schon in den ersten 15 Jahren bekam das Tal des Pozuzo ein anderes Gesicht. Überall war der Urwald gerodet, der fruchtbare Boden gab den Bauern genug zu essen und ihrem Pfarrer Josef Egg bauten die Kolonisten eine kleine Kirche mit einem Pfarrhaus. Die Kolonisten waren jedoch aufgrund der geographischen Lage von der Welt abgeschnitten und gerieten in ihrer Tiroler Heimat allmählich in Vergessenheit. Nur noch wenige Menschen wußten von den Tirolern in Peru. Die versprochene Straße wurde von der peruanischen Regierung erst im Jahre 1976 (!) fertiggestellt. Während der Regenzeit ist dieser Weg auch heute noch oft tagelang unpassierbar.

140 Jahre danach:

Eine 23-köpfige Reisegruppe machte sich auf eine Abenteuerreise zur Teilnahme an den Feierlichkeiten anläßlich des Gedenkens an die Auswanderung der Tiroler und Rheinländer nach Pozuzo im Jahre 1857. Die Gruppe bestand aus Bgm. Arnold Hirn als Vertreter der Gemeinde Silz, GR Peter Zoller als Vertreter der Gemeinde Haiming sowie Mitgliedern des Freundeskreises Pozuzo mit Altbgm. Edi Förg, OSR Gert Randolf, Dir. Rudi Heinz und anderen Reiseteilnehmern. Nach einem langen, aber angenehmen Flug über Salzburg - Amsterdam - Aruba erreichten wir am 22. Juli 1997 LIMA, wo wir von Pozuzo-Bgm. Müller-Randolf, Konsul Rehberger und Miß Pozuzo herzlich empfangen wurden. Wir hatten von Tirol aus über ein Reisebüro in Lima bereits zwei Kleinbusse gebucht und tags darauf starteten wir zu einer Fahrt, die wir wohl nie wieder vergessen werden. Der „Höllenritt“ über den 4 843 m hohen Tiklio-Paß. Glatte Zwillingsreifen (ohne Reservereifen) führten zu Reifenpannen, Bus 1 verlor Kühlwasser (Wasser wurde laufend aus Bächen nachgefüllt), inzwischen brannte Bus 2 infolge eines Motorschadens ab, Bgm. Müller organisierte einen weiteren Bus, später kochte bei Bus 1 das Kühlwasser (defektes Thermostat). Schließlich was das Radlager infolge der schlechten Straßen gebrochen, wobei der Mechaniker zufällig entdeckte, daß auch die Radaufhängung (!) gebrochen war. Zwei Reiseteilnehmer erlitten zusätzlich noch die gefürchtete Höhenkrankheit (Soroche). Bei mehreren nächtlichen Straßensperren auf dem Urwaldweg hatten wir ein ungutes Gefühl, da man anfangs nicht erkennen konnte, ob es sich um Terroristen oder um eine der vielen Militärkontrollen handelte. Der Busfahrer saß bis Oxapampa 17 Stunden ununterbrochen am Steuer und ließ uns später wissen, daß er noch nie über die Anden gefahren war. Trotz aller Pannen ertrugen wir die Situationen gefaßt. Wir konnten nun teilweise erahnen, welche Schwierigkeiten die Auswanderer damals bei der Andenüberquerung ohne Weg bewältigen mußten. Unser Schutzengel hat uns nie verlassen und so ging es nach einer 2-tägigen Busreise unserem Ziel entgegen. Nach der Durchquerung der Schlucht des Hunacabamba öffnete sich das Tal und wir sahen ein landschaftliches Paradies - Pozuzo. Beim Empfangsbogen des Ortseinganges wurde uns ein unerwartet freundlicher Empfang bereitet. Bald wurden erste, herzliche Kontakte zwischen den 2 Welten geschaffen. Wir erlebten nun neun unvergeßliche Tage, geprägt von Gastfreundschaft und Dankbarkeit. Wir besuchten jeden Tag mit Auto, Motorrad oder oft auch zu Fuß einzelne Höfe (chagras) und wurden überall mit bodenständigen Köstlichkeiten - alles vom eigenen Hof - verwöhnt. Neben den großen, unentgeltlichen Aufwartungen, die uns die Pozuziner täglich machten, bedankten sie sich noch dafür, daß wir überhaupt gekommen waren. Die Liebe zu Tirol ist bei den Pozuzinern ungebrochen. Bereits in der vierten Generation wird die Tiroler Mundart noch gut gesprochen und die Tiroler Kultur mit Liedern und Tänzen gelebt. Die Kinder wachsen mit 2 Sprachen (Deutsch/Tirolerisch und Spanisch) auf, wobei sie Tirolerisch von den Eltern lernen und Spanisch in der Schule bzw. von den Indios. Die Indios reden heute noch teilweise in der Indianersprache „Ketchua“. Teilweise fühlt man sich 30 bis 40 Jahre zurückversetzt, aber auch Pozuzo findet - wenn zwar nur langsam - den Anschluß an unser Zeitalter. Durch bessere Wegverbindungen wird der Obst- und Fleischmarkt intensiviert werden können. Seit der Fertigstellung der Straße haben viele Pozuziner Bauern auf Weidewirtschaft mit Viehzucht umgestellt, da nun Transport- bzw. Absatzmöglichkeiten für Lebendvieh nach Lima (8 Mio Einwohner) und damit neue Einnahmequellen für die Bauern entstanden sind. Die Peruanische Regierung unter Staatspräsident Alberto Fujimoro hat die Tüchtigkeit und den Fleiß der Pozuziner jedenfalls erkannt und möchte die Reserven dieser Urwaldregion für die Großstadt Lima nutzen. Eine neue Zeit begann auch mit der Inbetriebnahme eines E-Werkes, das vom Land Tirol zum 125jährigen Bestehen von Pozuzo im Jahre 1984 großzügig unterstützt wurde. Auch der Erlebnistourismus wird in den nächsten Jahrzehnten in Pozuzo starke Veränderungen mit sich bringen, vieles steckt jedoch noch in den Anfängen. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung bemüht sich Pozuzo, die Belange der Kultur und Bildung zu berücksichtigen. Der Deutschunterricht, der seit 2 Jahren von den Gemeinden Haiming, Silz und dem Land Tirol durch Entsendung eines Tiroler Lehrers bzw. einer Lehrerin gefördert wird, fällt hier auf fruchtbaren Boden. Ergänzt wird dieser Sprachunterricht mit Kursen über Tiroler Küche, Nähen von Trachtenkleidern, Tänze, Musik und anderes mehr. Somit wird diese Tiroler Kultur auch von den Jugendlichen teilweise übernommen und bleibt in Zukunft als Rarität im peruanischen Urwald erhalten. Den Pozuzinern ist es heute bewußt, daß sie diese „Einzigartigkeit“ für die Entwicklung ihres Landes nützen können. Die Partnerschaftsaktion zwischen Haiming, Silz und Pozuzo wurde bereits im Jahre 1984 durch einen 3-tägigen Besuch vom damaligen GR Franz Götsch aus Haiming und dem seinerzeitigen Silzer Bürgermeister Dipl.Kfm. Edi Förg eingeleitet. Unsere Reise, sowie der 6-wöchige Besuch des Pozuziner Bürgermeisters Josef Müller-Randolf im Herbst dieses Jahres haben diese Partnerschaft stark intensiviert. Dies wird dazu führen, daß Pozuzo in Zukunft öfter von Menschen aus der alten Heimat besucht wird. Die vielen positiven menschlichen Begegnungen zwischen Pozuzinern und Tirolern lassen die Partnerschaft Pozuzo-Haiming-Silz auch für die Zukunft sinnvoll erscheinen.Aufzeichnungen aus dem Dorfblattl vom Dezember 1997 von Peter Zoller